In der Übersicht
Die Umweltethnologie beschäftigt sich mit einer der zentralen Fragen des 21. Jahrhunderts: Wie gestalten Gesellschaften ihr Verhältnis zur Umwelt, und wie prägen ökologische Dynamiken die soziale Ordnung.
In einem ersten Teil werden die wichtigsten Grundbegriffe und Themenfelder der Teildisziplin vorgestellt, wie Subsistenzformen, kulturelle Anpassungsstrategien und die gemeinschaftliche Nutzung natürlicher Ressourcen. Es geht also beispielsweise darum, welche Strategien traditionelle Jäger und Sammler im Amazonas-Gebiet, in den Halbwüsten Afrikas oder im hohen Norden Kanadas verfolgen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern; um die Frage, ob bestimmte Rituale und das damit zusammenhängende Schlachten von Schweinen im Hochland von Neuguinea das natürliche Gleichgewicht regulieren; oder wie Schweizer Bergbauern ihre Allmenden bewirtschaften, ohne sie zu übernutzen.
In einem zweiten Teil geht es um den globalen Rohstoffhunger, und um die Auswirkungen des Abbaus von Rohstoffen auf die natürliche Umwelt und die davon betroffene Lokalbevölkerung. Wir gehen dabei dem Paradox des Ressourcenfluchs nach: Weshalb führt ein Reichtum an Bodenschätzen häufig nicht zu Wohlstand, sondern zu wirtschaftlicher Abhängigkeit, politischer Instabilität, und bewaffneten Konflikten? Anhand ethnologischer Fallstudien werden die sozialen, politischen und ökologischen Folgen von Bergbau und Ölförderung untersucht, darunter Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Missachtung indigener Landrechte.
Der dritte Teil der Vorlesung befasst sich mit dem globalen Klimawandel, und den möglichen katastrophalen Folgen für die gesamte Menschheit. Der Fokus liegt hier auf dem Begriff des Anthropozäns, also der Feststellung, dass menschliche Aktivitäten auf dem Planeten Erde mittlerweile geologische Dimensionen erreicht haben. Wie reagierten und reagieren Gesellschaften auf sich verändernde Umweltbedingungen? Welche Spannungen entstehen zwischen globaler Umweltpolitik und lokalen Lebensweisen? Und welchen Beitrag kann die Ethnologie zu einem besseren Verständnis dieser epochalen Herausforderungen leisten?